Mittwoch morgen, Lina und ich stehen auf, machen uns fertig und freuen uns auf den ersten richtigen Arbeitstag in Barawljany nach 3 Wochen Pause. Larissa, die Pädagogin im Krankenhaus, die für uns zuständig ist, wurde opperiert und war daher nicht da.
Angekommen, verkündete Larissa uns, dass ein kleines Mädchen
der Infektionsstation heute Geburtstag habe. Ihr Vater ist Tadschike und spricht
farsi. Schon öfter habe ich mich ihm und seiner kleine Tochter Aisha
beschäftigt. Ein sehr netter Vater und unglaublich interessiert an meiner Lebensgeschichte und meinen Erlebnissen in Minsk.
An ihrem Zimmer angekommen, bemerken wir schon das es dem
Vater nicht gut geht, er weint und wir legen nur schnell die Geschenke auf dem
Bett der schlafenden Aisha ab und verschwinden wieder.Ihr geht es nicht gut, sie ist schwach und uns bleibt nichts anderes übrig als zu gehen.
Kurze Zeit später: Kolja wir heute entlassen! Kolja ist ein
Roma-Kind und der einzige, der ohne ein Familienmitglied 3 Monate alleine im
Krankenhaus gelebt hat. Er ist 7 Jahre alt.
Er ist auf dem Stand eines 3 jährigen. Er kann nicht zählen,
die Farben beheerscht er nicht und seine Konzentrationsfähigkeit beschränkt
sich auf ca. eine Minute. Dennoch war er der Erste, zu dem ich in diesem
Krankenhaus Kontakt hatte. Wir haben gespielt, gemalt(soweit man das malen nennen
kann) und ich habe ihn zum Mittagsschlaf ins Bett gebracht.
Ein Taxi holt ihn ab und fährt mit ihm und einer Psychologin
des Krankenhauses in ein Sanatorium (eine Kur- oder Erholungseinrichtung). Rehabilitation
nach zwei Monaten Strahlentherapie und Inhalationstherapie! Ich bin geknickt,
als ich sehe wie das Taxi wegfährt. Jetzt ist er wieder drei Wochen alleine.
Niemand ist für ihn da. Er ist gezwungen sein Leben mit seinen jungen 7 Jahren
alleine zu leben. Und das mit so einer schwierigen Krankheit, Krebs.
Aber ein
Gutes hat seine Abreise: er ist aus dem Schlimmsten heraus und mit diesem
Gedanken mach ich mich wieder an die Arbeit.